Im Oktober 2012 ist im Econ-Verlag das autobiografische Buch „Vier Tage im November: Mein Kampfeinsatz in Afghanistan“ erschienen. Die im Buch geschilderten Ereignisse jährten sich dieser Tage bereits zum zweiten Mal. Mehr Informationen zu den titelgebenden vier Tagen im November findet man unter dem Stichwort “Operation Halmazag“. (Mehr Infos zur Operation bei Wikipedia.)
Johannes Clair war als Fallschirmjäger von Juni 2010 bis Januar 2011 in Kunduz (Afghanistan) eingesetzt und schildert seine gemachten Erfahrungen in dem 415 Seiten umfassenden Buch. Nach einer kurzen Einleitung berichtet der Autor zunächst über seinen Werdegang innerhalb der Bundeswehr und schildert seine persönliche Motivation für den Einsatz in Afghanistan. Man erfährt mehr über die langwierige Vorbereitung der Fallschirmjäger aus dem niedersächsischen Seedorf und bekommt einen ersten Eindruck von Clair, der von seinem Zug Joe gerufen wird, und seinen Kameraden. Die Männer des Golf-Zuges werden ausführlich vorgestellt, inklusive dem persönlichen Verhältnis von Clair zu jedem der Männer.
Als Leser ist man mit dabei, wenn die Fallschirmjäger auf dem Rollfeld in Kunduz ankommen und bekommt einen ungeschminkten Eindruck vom Lagerleben vermittelt. Die Beschreibung von Details, wie das Beziehen der Unterkünfte im Feldlager, der Empfang von Ausrüstung oder das Organisieren von Kleinkram erfolgt sehr ausführlich. Doch bis zur ersten Raumverantwortung, dem ersten Auftrag außerhalb des Feldlagers, vergehen nur wenige Tage …
In den letzten Monaten sind einige lesenswerte Bücher zum Thema Bundeswehr, insbesondere auch zum ISAF-Einsatz in Afghanistan erschienen. Doch als Leser war man nie näher an den Soldaten in Afghanistan wie in diesem Buch. Die Verhältnisse vor Ort lassen sich gut nachvollziehen, denn es wird nicht an detailreichen Schilderungen gespart. Clair nutzt die 415 Seiten und schildert brenzlige Situationen, mehrtägige Gefechte, persönliche Härten und Entbehrungen, aber auch eine Vielzahl von schönen Erlebnissen in einem Land, in dem sich die Bundeswehr seit mehr als zehn Jahren engagiert.
Mit “Vier Tage Im November“ schafft es der Autor, dem Leser einen Einblick in den Mikrokosmos Bundeswehr zu geben. Die Ereignisse überschlagen sich zwischenzeitlich beinahe und gipfeln in dem mehrtägigen Gefecht der Operation Halmazag. Clair driftet bei allen erlebten Härten, Entbehrungen und Aggressionen niemals in reißerische oder cineastische Schilderungen ab. In eindringlichen Worten vermittelt er dem Leser sein Handeln, schildert diverse “Auge um Auge“-Situationen und gibt einen Einblick in die Erfahrungswelt einer neuen Generation von Veteranen.
Dieses Buch gehört in die Hände von jedem interessierten Leser - unabhängig davon ob man den Afghanistan-Einsatz befürwortet oder nicht. Hier erfährt man unmittelbar, was die Soldaten in der “Schlammzone“ bewegt. Es geht um die Soldaten, die das verhältnismäßig sichere Feldlager nur selten zu Gesicht bekommen. Johannes Clair legt ein sehr lesenswertes Buch vor, das ein echter Pageturner ist und auf ganzer Linie überzeugen kann.