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Feindkontakt – Gefechtsberichte aus Afghanistan

Sachbücher und autobiografische Bücher zum ISAF-Einsatz, an dem sich auch die Bundeswehr seit mehr als zwölf Jahren beteiligt, haben in den letzten Jahren zugenommen. Die Herausgeber des Buches „Feindkontakt – Gefechtsberichte aus Afghanistan“ haben unter anderem auch den Titel „Generation Einsatz: Fallschirmjäger berichten ihre Erfahrungen aus Afghanistan“ veröffentlicht. So kann man das vorliegende Buch, dessen erste Auflage schnell vergriffen war, auch als eine Art Nachfolger betrachten. Während es im ersten Buch relativ allgemein um die Erfahrungen aus dem Afghanistaneinsatz ging, geht das neue Buch jedoch in eine andere Richtung: Die gemachten Erfahrungen im Gefecht stehen im Mittelpunkt.

Feindkontakt - Gefechtsberichte aus Afghanistan
Feindkontakt – Gefechtsberichte aus Afghanistan

Das 224 Seiten umfassende Buch ist in zwei Abschnitte geteilt. Im ersten Teil sind die titelgebenden Gefechtsberichte zusammengefasst. Hier erhält man als Leser Einblick in unterschiedliche Operationen, die im Jahr 2010 im Raum Kunduz von den Fallschirmjägern der Bundeswehr durchgeführt wurden. Die geschilderten Ereignisse beginnen beim sogenannten Karfreitagsgefecht, in dessen Verlauf drei deutsche Soldaten gefallen sind. Der Kompaniechef der 1. Infanteriekompanie schildert abwechselnd mit dem Chef der Schutzkompanie des PRT Kunduz die Ereignisse. In den folgenden Kapiteln geht es um weitere Operationen und die Umgliederung zum Ausbildungs- und Schutzbataillon (ASB) mit dem Partnering-Auftrag mit den afghanischen Sicherheitskräften. Weitere Operationen, deren Entwicklung beschrieben wird sind die „Operation Halmazag“ und „Freies Tal“. Im zweiten Teil des Buches wird es dann etwas allgemeiner. Weitere Autoren schildern die Situation im Einsatzgebiet der Fallschirmjäger 2010, geben Einblick in die Operationsplanung oder die Erkenntnisse im Rahmen der militärischen Sicherheit – soweit es die Geheimhaltung zulässt. Grundsätzliche Gedanken zur Ethik des Soldatenberufs und den rechtlichen Grundlagen finden genauso Platz, wie die Erfahrungen des Kompaniefeldwebels im Einsatz.

In den Kapiteln kommen Soldaten unterschiedlicher Dienstradgruppen zu Wort, die die Operationen in unterschiedlichen Funktionen begleitet haben beziehungsweise beteiligt waren. So bekommt man als Leser verschiedene Einblicke in die Vorgänge. Insbesondere die enge Verzahnung im ersten Kapitel macht Zusammenhänge und Entscheidungen nachvollziehbar. Die Zusammenstellung der zwölf Beiträge ist gelungen, wenngleich der erste Abschnitt des Buches militärisch nicht vorgeprägte Leser abschrecken könnte. Der militärische Duktus ist unverkennbar – Zum weiteren Verständnis trägt jedoch das im Anhang befindliche Glossar mit einer Vielzahl militärischer Abkürzungen bei. Als Leser ist man in den ersten Kapiteln wirklich nah dran. Ein Gefühl, das man mittlerweile auch von anderen (auto-)biografischen Büchern zum Afghanistaneinsatz kennt. Doch in dieser komprimierten und authentischen Form sind die Beiträge sicherlich einzigartig. Die Themen Tod und Verwundung sind sehr präsent aber auch die professionelle Einstellung und die verschiedenen Fähigkeiten, die es braucht, um solchen Belastungen standzuhalten, werden aufgezeigt.

Fazit: Mit dem vorliegenden Buch haben die Herausgeber es geschafft dem Leser einen Eindruck von den Aufgaben, Operationen und Geschehnissen zu geben an denen sich die Fallschirmjäger im Jahr 2010 in der Region Kunduz beteiligt haben. Die Schilderungen sind zu keinem Zeitpunkt effekthaschend oder reißerisch. Man erkennt, dass es den Herausgebern und Autoren ein besonderes Anliegen war, die komplexen ethnischen und militärischen Zusammenhänge verständlich zu machen und das Wirken der Soldaten in den Gesamtkontext einzuordnen. Das Buch verdient eine breite Leserschaft, denn einen so ehrlichen und intensiven Einblick findet man in keiner anderen Veröffentlichung.

Von Ralf

Seit November 2009 schreibe ich Rezensionen zu Sachbüchern. Ich freu' mich über Feedback und Kommentare.

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